Prof. Dr. Christoph Antons

Law School of Macquarie University, Sydney (Australien)

Curriculum Vitae

Prof. Dr. Christoph Antons studierte Jura, Südostasienwissenschaft, Kunstgeschichte und Anthropologie an den Universitäten München, Bonn, Mainz und Passau. 1995 erlangte er seinen Doktorgrad an der Universität Amsterdam mit einer Arbeit zum Thema “Intellectual Property Law in Indonesia”. Seit 2021 ist er Professor an der Macquarie University in Sydney, Australien. Zuvor war er Professor an der University of Newcastle, an der Deakin University in Melbourne und an der University of Wollongong, Associate Professor an der Charles Darwin University in Darwin und Senior Lecturer/Lecturer an der La Trobe University in Melbourne und an der Griffith University in Brisbane. Darüber hinaus war Prof. Antons Visiting Professor, Visiting Research Fellow und Senior Fellow unter anderem an der Stanford Law School, dem International Institute for Asian Studies in Leiden, Niederlande, der Graduate School of International Development in Nagoya, Japan, dem Max Planck Institute for Foreign and International Private Law in Hamburg, der Singapore Management University sowie der University of Melbourne.

Gegenwärtig ist Prof. Dr. Christoph Antons Visiting Professor an der University of Technology MARA, Shah Alam, Malaysia, Affiliated Research Fellow am Max Planck Institute for Innovation and Competition in München, Senior Fellow am Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn und Senior Associate am Centre for Indonesian Law, Islam and Society (CILIS) der University of Melbourne. 

Prof. Antons ist Autor und Herausgeber zahlreicher Veröffentlichungen zum geistigen Eigentum und zu Law and Society in Asien. Er veröffentlicht außerdem zu Themen der Rechtsvergleichung, der Menschenrechte und dem Umweltrecht, sowie zur Rechtsgeschichte im asiatisch-pazifischen Raum. Prof. Antons war Berater des EC-ASEAN Intellectual Property Cooperation Programme (ECAP) in Indonesien, Malaysia, Vietnam, Thailand und Laos, QEII Fellow des Australian Research Council (ARC), Direktor des ARC Key Centre for Asia-Pacific Social Transformation Studies und des Centre for Comparative Law and Development Studies in Asia and the Pacific an der University of Wollongong sowie Leiter des „IP in Asia“-Projekts am ARC Centre of Excellence for Creative Industries and Innovation, Australien.

Von Oktober 2020 bis März 2021 war Prof. Dr. Christoph Antons Fellow am Käte Hamburger Kolleg „Recht als Kultur“ in Bonn.

Forschungsprojekt

"Peranakan Chinese in Indonesia: The Construction of a Community in Colonial Law and its Legacy"

Sozialwissenschaftler, die sich mit inter-ethnischen Beziehungen befassen, weisen oft auf den Unterschied hin zwischen selbstbestimmten Definitionen ethnischer Identität und solchen die von aussen auferlegt werden und dann die Grundlage bilden für rechtliche und zu Verwaltungszwecken gebildete ethnische Gruppen. Diese Unterscheidung ist besonders wichtig in kolonialen und post-kolonialen Gesellschaften, von Furnivall als „plural societies“ charakterisiert, als ein „medley of peoples“, die „mix but do not combine“ und „live side by side, but separately within the same unit.“ Ihre Beziehungen begrenzen sich auf den Markt, wo es eine „sectional division of labour“ nach ethnischen Kriterien gibt. Immanuel Wallerstein und Eric Wolf betrachten diese Arbeitsteilung nach ethnischen Kriterien als ein wichtiges Element in der weltweiten Expansion von Kolonialismus und Kapitalismus.

Dieses Projekt untersucht die Rolle des Rechts in der Entwicklung ethnischer Gemeinschaften und Gruppen während der Kolonialzeit und die Nachwirkungen solcher Prozesse seit Erlangung der Unabhängigkeit am Beispiel der Peranakan Chinesen in Indonesien. Die Peranakan Chinesen sind  eine hochgradig akkulturierte Migrantenbevölkerung, mit Wurzeln in Indonesien, die bis in die Zeit der chinesischen Tang Dynastie (618-907) zurückreichen. Die verschiedenen Kolonialmächte benutzten unterschiedliche Mittel zur Erreichung einer „divide and rule“ Herrschaft über eine multi-ethnische Bevölkerung, in der die grösste einheimische Bevölkerungsgruppe oft als potenziell grösste Gefahr für die Kolonialmacht angesehen wurde. In Niederländisch-Indien wurden die rechtliche Stellung individueller Personen und die Beziehungen zwischen ethnischen Gruppen in einem zunehmend komplizierten Regelwerk definiert, das die Niederländer, unter Verwendung des lateinischen inter gentes, intergentiel recht nannten. Es teilte die Bevölkerung auf in die Gruppen der „Europäer“, „Fremdorientalen“ (zu der die Chinesen gerechnet wurden) und „Einheimischen“. Nach der Unabhängigkeit Indonesiens, wurde der Begriff als hukum antargolongan ins Indonesische übersetzt. Dieses Rechtsgebiet wird oft gemeinsam mit internationalem Privatrecht behandelt und in Indonesien als internes Kollisionsrecht verstanden. Trotz Versuchen, es abzuschaffen, hat es auf der Basis weiterhin gültiger Gesetze und Verordnungen Einfluss auf die rechtliche Position der ethnischen Chinesen, aber auch anderer „Fremdorientalen“.

Das Projekt will zeigen, wie sich Einschätzung und rechtliche Stellung ethnischer Chinesen über die Jahrhunderte niederländischer Herrschaft wandelte unter dem Einfluss einer Rechtspolitik, deren Kriterien Rasse, ethnische Gruppenzugehörigkeit, Religion und die kolonialen wirtschaftlichen und politischen Interessen waren. Es untersucht sowohl die Gesetze und Verordnungen der frühen Kolonialzeit, die von der Niederländisch Ostindien-Kompanie (Vereenigde Oostindische Compagnie – VOC) in von ihr kontrollierten Gebieten angewandt wurden, als auch die Verwaltung inter-ethnischer Beziehungen im Niederländisch-Indien des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts. Diese Rechtspolitik formierte und limitierte die Bevölkerungsgruppe der ethnischen Chinesen, u.a. hinsichtlich inter-ethnischer Eheschliessungen, der Freizügigkeit und Freiheit der Niederlassung, der Anerkennung von Gewohnheitsrecht und dem Zugang zum Recht und zu öffentlichen Ämtern und Chancen im Wirtschaftsleben. In dieser Weise verwandelte das koloniale Recht eine seit langem ansässige Bevölkerung in Fremde auf Dauer. Die Diskussion über eine Reform des Systems im post-kolonialen Indonesien ist nun eng verknüpft mit einer weitgehenden politischen Debatte über die Struktur der indonesischen Gesellschaft und einer inklusiven Form von Staatsbürgerschaft. Das Erbe der kolonialen Rechtsstruktur wird erkennbar in der ungleichen rechtlichen Stellung ethnischer Chinesen im Rechtssystem, einem Verständnis ihrer Identität als unwandelbar und in Diskussionen zu solchen Themen wie ihrer Geeignetheit für politische Ämter oder ihrem Recht auf Grundeigentum.

Publikationen (Auswahl)

  • Farmer-plant-breeders and the law on Java, Indonesia’ (with Yunita T. Winarto and Adlinanur F. Prihandiani), Critical Asian Studies, 2020, DOI: 10.1080/14672715.2020.1822750
  • Intellectual Property, Cultural Property and Intangible Cultural Heritage (co-editor with William Logan), Key Issues in Cultural Heritage Series, London-New York: Routledge 2018.
  • The Routledge Handbook of Asian Law, London-New York: Routledge 2017.
  • Intellectual Property and Free Trade Agreements in the Asia-Pacific Region (co-editor with Reto Hilty), MPI Studies on Intellectual Property and Competition Law, Volume 24, Springer, Heidelberg-New York-Dordrecht-London, 2015.
  • ‘Asian Borderlands and the Legal Protection of Traditional Knowledge and Traditional Cultural Expressions’, Modern Asian Studies, Volume 47, Issue 4, 2013, 1403-1433
  • Law and Society in East Asia (co-editor with Roman Tomasic), Ashgate Law in East Asia Series, Ashgate Publishing, Farnham/Surrey-Burlington/VT, 2013.
  • Traditional Knowledge, Traditional Cultural Expressions and Intellectual Property Law in the Asia-Pacific Region, The Max Planck Series on Asian Intellectual Property Law, Volume 14, Kluwer Law International, Alphen aan den Rijn 2009.
  • Globalisation and Resistance: Law Reform in Asia Since the Crisis (co-editor with Volkmar Gessner), Oñati International Series in Law and Society – No. 20, Hart Publishing, Oxford 2007.
  • Law and Development in East and Southeast Asia, IIAS Asian Studies Series, RoutledgeCurzon, London-New York 2003.
  • Intellectual Property Law in Indonesia, The Max Planck Series on Asian Intellectual Property Law, Volume 2, Kluwer Law International, The Hague-London-Boston 2000.